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Die Paßstraße, die von Schreiberhau aus dem Tale des Großen
Zacken nach Neuwelt im Tal der Großen Jser führt, und die oon
einer Eisenbahn überschritten wird, trennt das Jser- von dem Riesen-
gebirge^, das die höchsten Erhebungen des gesamten deutschen Mittel-
gebirges trägt.
Welches sind die beiden Hauptkämme des Riesengebirges? Zeichne ein Profil
des schleichen Kammes von Norden gesehen mit doppelter Überhöhung! Welche
Flüsse entströmen dem Riesengebirge nach Norden und Süden? Gib die Quelle
und die Richtung ihres Oberlaufes an! Zwischen welchen Meeren bildet das
Riesengebirge die Wasserscheide?
Als ein mauerartig geschlossener Wall erhebt sich der nörd-
liche, der schlesische Kamm um volle 1000 in aus dem Boden
des Hirschberger Talkessels 2.
' Die Talsohle zieren Getreidefelder und Obstgärten, und sreund-
liche Teichspiegel ziehen gegen den Fuß des Gebirges hin. An die
Region des Getreidebaues schließt sich den Abhang hinauf die des
hochstämmigen Mischwaldes an und von 5 — 600 in Höhe die des
Nadelwaldes. In etwa 1250 m Meereshöhe hat der Baumwuchs
seine Grenze erreicht, und über dieser Höhe bedecken den Kamm
dürftige, von Knieholzinseln unterbrochene Hochweiden, die nur wenig
den Matten der Alpen gleichen, mehr der Natur von Hochmooren
entsprechen^ ihre Farbe ist ein trübes Grau- oder Braungrün. Doch
fehlen den Höhen keineswegs liebliche Erscheinungen aus der Pflanzen-
Welt, unter denen besonders das Alpenwindröschen (Teufelsbart) und
die kleinste Primel, die im Frühsommer den Boden mit dem Purpur
ihrer reizenden Blüte schmückt, zu nennen sind.
Der Grund für die Entstehung der Hochmoore liegt in dem
aufbauenden Gestein. Die Hauptmasse des nördlichen Teiles ist
Granit und Gneis, und diese Felsarten bilden, wie dies auch sonst
die aus demselben Gestein bestehenden deutschen Mittelgebirge er-
kennen lassen, breite Rücken und flach abgerundete Gipfel «Große
und Kleine Sturmhaube, 1424 und 1440 m, das Hohe Rad 1509 m).
Die durch Zersetzung des Gesteins entstandene erdige Decke ist nur
wenig durchlässig und darum dem Eindringen des Regen- und
Schneewassers in größeren Tiefen hinderlich, dafür aber der ober-
flächlichen Ansammlung des Wassers und der Entstehung einer tors-
bildenden Vegetation höchst förderlich. Gleich einem Schwämme hält
nun diese das Wasser fest, und hierin beruht neben den häusigen
Niederschlägen die Wasserfülle der nach Norden und Süden aus-
gehenden Flüsse.
Da der Granit je nach dem Grade seiner Dichtigkeit in ver-
schiedenem Grade der Verwitterung anheimfällt, Partien des dich-
teren Granits die übrige Maffe gangweise durchfetzen, so ragen all-
1 Der Name ist hergeleitet von den Holzriesen, d.h. ans glatten Banmstämmen kunstlos
gezunmerten Holzrinnen, die in möglichst gerader Linie zur Tiefe führten. 2 Das Lehmannfche
Bud: Das Riesengebirge.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
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sowie Schutzhecken gegen die verderblichen Nordwinde haben hin-
reichenden Erfolg immer noch nicht gehabt. Haser, Gerste und Flachs
wird gebaut; aber der Obstbaum vermag sich nicht recht einzubürgern.
Die reichen Lager von plastischem Ton, aus welchem Millionen von
Krügen gefertigt werden, in denen die Mineralwasser der benachbarten
Quellen versandt werden, haben dein südwestlichen Teile den Namen
„Kannenbäckerländchen" verschafft. Der Osten ist durch seinen Eisen-
reichtum von Wichtigkeit, der in zahlreichen Bergwerken von Wetzlar
nach Siegen zu Tage gefördert wird.
Mit dem Siegener Ländchen betritt man den nordöstlichen
Abschnitt des Schieferplateaus, den man mit dem Namen Sauerland
bezeichnet. Wodurch wird das Sauerland begrenzt? Welches ist seine Haupt-
abdachung? Von welchen Flüssen wird es durchzogen? Warum werden Ederkopf
und Kahler Asten Quellenknotenpunkte genannt?
Das Sauer- oder Süderland ist, wie das gesamte nieder-
rheinische Bergland, eine plateauartige Massenerhebung, welche nach
Norden und Westen sich allmählich herabsenkt und im Plateau von
Winterberg mit dem Kahlen Asten (827 m) am höchsten an-
schwillt. Von dem Plateau von Winterberg ziehen nach Norden die
Brilon er Höhen als Grenze gegen das Weser-Bergland. Nach
Süden zum Ederkopfe hin erstreckt sich das Rotlager-Gebirge
(genannt nach der Farbe des eisenschüssigen Tonschiefers), an welches
sich die Hochebene des Sie g er l an des anschließt. Nach Westen
lagert sich ein kuppenreiches Bergland an, dessen Höhenzüge (El^be-
gebirge) die dem ganzen Gebirgssystem eigentümliche Streichnngs-
richtung von Südwesten nach Nordosten beibehalten. Den Abschluß
gegen das Tiefland im Norden bildet auf dem rechten Ruhrufer die
Haar (= Höhe), welche im Westert in das Steinkohlengebirge des
Ardey übergeht.
Das den Süden ausfüllende Siegerland ist bei seiner hohen
Lage rauh und kalt, dabei feucht und nebelig. Deshalb ist der Ge-
treidebau gering; etwa nur 1/s des Bedarfs kann gezogen werden.
Außer Buchweizen wird meist nur Roggen und Hafer, selten Gerste
und Weizen angebaut. Eigentümlich ist hier die Hanbergswirt-
schaft.
Jede Dorfgemeinde hat die ihr zugehörigen Berge in 18 ziem-
lich gleiche Teile geteilt. Alljährlich wird in einem dieser Teile alles
Gehölz (niederer Eichen- und Buchenwald) abgehauen. Die abgeschälte
Rinde wandert in die hier zahlreichen Lohgerbereien, das Holz wird
zu Kohlen für die Eisenschmelzer gebrannt. Der samt Moos und
Heidekraut abgehackte Rasen wird angezündet, und in den auf-
gelockerten, durch die Asche gedüngten Boden wird Roggen gesät, der
guten Ertrag liefert. Unter der Kornsaat treiben die Stöcke neue
Sprossen, die nun durchschnittlich 18 Jahre hindurch wachsen, bis
der Teil des Hauberges abermals in Gebrauch genommen wird.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
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wiesenpflanzen gebildeten, an wichtigen Pflanzennährstoffen, nament-
lich an Stickstoff und Kalk reichen Grünlands- oder Niederungs-
moore (Ilnterwassermoore); 2. die hauptsächlich aus Torfmoosen
lsphagnnm), Wollgräsern und Heidekräutern entstandenen, ver-
hältnismäßig kalk- und stickstoffarmen Hoch- oder Moostorfmoore
(Uberwasser m vvre).
Die Grünlandsmoore finden wir in Niederungen, den Tälern
träge fließender Gewässer, die zur Versumpfung Veranlassung gaben.
Schwimmende Gräser und Wasserpflanzen haben eine seste, zu Rasen
verdichtete Decke über dem Morast gebildet und stellen ausgedehnte,
sumpfige, ebene Wiesenflächen dar, die dem menschlichen Fuße nur
einen trügerischen Halt bieten. Sie finden sich z. B. im Gebiet der
Wümme und Hamme. Müssen doch bei Osterholz an der Hamme
die Wiesen und schwimmenden Gärten angebunden werden, damit
sie bei heftigen Winden nicht fortgetrieben werden. Auch die Brüche
des ostdeutschen Tieflandes sind Grünlandsmoore. Durch aus-
reichende Entwässerung und genügende Düngung können sie in
einen Kulturboden verwandelt werden, der sowohl an Höhe als
auch an Sicherheit der Erträge mit den wertvollsten Bodenarten
wetteifert.
Weniger reich von der Natur ausgestattet, aber in Nordwest-
deutschend am weitesten verbreitet sind die Hochmoore. Sie liegen
auf trockenem Sand- oder Lehmboden der Geest mit dichten Polstern
von Torsmoor.
Am Rande oder an trocken gewordenen Stellen siedeln sich
Heidekraut und Heidelbeeren an, und es bildet sich unter dem dichten
Heiderasen eine mehr oder minder mächtige, an Nährstoffen reichere,
gewöhnlich als Heidehumus bezeichnete Schicht. Durch das bis in
die neueste Zeit noch vielfach geübte Brennen der Moore*, nach-
dem eine notdürftige Entwässerung vollzogen und die Oberfläche
durch Hacken gelockert ist, wird ein Teil des Nährstoffvorrates in
eine für die Pflanzen aufnehmbare Form übergeführt, ein anderer
Teil vernichtet. In die heiße Asche wird ohne weitere Düngung
Buchweizen, seltener Haser gesät. Aber da der Buchweizen gegen
Kälte sehr empfindlich ist, so ist die Ernte unsicher, und bei Miß-
ernten kann die größte Hungersnot eintreten. Da ferner das „tot-
gebrannte" (ausgebrannte) Moor Jahrzehnte liegen muß, bis es
wieder zum Abbrennen und Anbau benutzt werden kann, so wird
heutzutage in immer weiterem Umfange die Fehn- oder Sand-
misch-Kultur angewendet. Sie besteht zunächst darin, daß die zur
Gewinnung von Brenntorf geeignete Schicht abgestochen, die lockere,
für die Torfbereitung nicht geeignete Moostorflage auf den Grund
1 Die Folge dieses Brennens ist der im weiten Umkreis in unangenehmer Weise sich be
merkbar machende Moorrauch (Höhenrauch, Heerrauch), welcher den schönsten Frühlingstag ver-
kümmern kann, indem er die Atmosphäre mit dichtem, übelriechendem Rauch erfüllt, der die Sonne
nur als trübe, rote Scheibe erscheinen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
- 4 —
ausgelöst, welche Schollenbildung verursachten. Einige Schollen
wurden gehoben (die Horste), andere eingesenkt (die Äecken), und
aus. den Spalten traten vulkanische Massen, neue Formen bildend.
So entstand die Vielgestaltigkeit des deutschen Bodens. Namentlich
prägte sich der Gegensatz zwischen dem nördlichen und südlichen
Deutschland aus; das letztere wurde gehoben, das erstere unter die
Oberfläche des Meeres gesenkt und mit dessen Sinkstoffen bedeckt, in
welchen diejenigen pflanzlichen Ablagerungen der Niederungen aus-
gestaut wurden, die wir heute als Braunkohle bezeichnen. Nachdem
das Meer sich zurückgezogen hatte, wurde der größte Teil des deutschen
Bodens in der sogenannten Diluvialzeit von der ausgedehnten all-
gemeinen Überdeckung verhüllt, die als Gletscher vom Norden herein-
und von den höheren Gebirgen herabzog und besonders dem Nord-
deutschen Tieflande sein jetziges Gepräge verlieh.
Küddeutschl'nnd.
l>ie cleu^scken ?Z1pen.
Miß die Entfernung vom Bodensee bis zur Salzach und vergleiche sie mit
der Länge der Sudeten! Ebenso miß die Breite von der Jllerquelle und der
Zugspitze bis zum Nordrande des Gebirges! Verfolge die Grenze gegen Vorarl-
berg, Tirol und Salzburg! Welche Flüsse durchbrechen und gliedern das Gebirge?
Die deutschen Alpen bilden einen Teil vom Nordsaume der
Ostalpen und reichen vom Bodensee bis zur Salzach. Ihre Südgrenze
verlaust fast nirgends auf der Wasserscheide, so daß die Oberläufe
von Lech, Jfar, Inn auf außerdeutschem Boden liegen; nur die Jller
ist ganz deutsch. Nach ihrer geologischen Beschaffenheit unterscheidet
man sie in die Algäuer Alpen, vom Bodensee bis zum Lech, und
in die bayrischen Alpen.
Die Algäuer1 Alpen bestehen aus mehreren Kämmen, die von
einem Punkte nahe dem Arlberg nach Westen, Norden und Osten
ausgehen und eine strahlige Anordnung der Täler der Bregenzer Ache»
der Jller und des Lechs bewirken. Von diesen Flußtälern gehört
nur zum Deutschen Reiche das breite, sich gegen Norden öffnende
Jllertal, das sich als eine ebene Fläche im Gebirge ausdehnt und tal-
aufwärts verästelt. Grüne, saftige Matten steigen hoch an den Berg-
abhängen empor, und da der Wald nur verstreut austritt, gehen sie
allmählich in die Region der Almen über, fo daß hier eine ausgedehnte
Viehzucht getrieben werden kann.
1 Aigäu — Alpengau.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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- 12 —
Quertale, aus welchem zufolge der Spalten und Höhlen des Juras
ein großer Teil des Wassers der Donau unterirdisch der Radolfzetler
Ach, die in^den Untersee fließt, und dadurch dem Rheine zuströmt.
Unterhalb Sigmaringen tritt die Donau in die Ebene ein, und von
ihr steigt der Jura langsam auf: darum erscheint er von Süden ge-
sehen als eine breite, reizlose Hochebene. Der Nordrand dagegen,
der bei einer Höhe von 700—800 m zum Neckartale abfällt, ist ein
steiler Gebirgswall mit zahlreichen Vorsprüngen und einzelstehenden
Kegelbergen, die durch die Erosion des Wassers geschaffen sind. Mit
Laubwäldern bedeckt und zum Teil mit Burgen gekrönt, dienen sie
der Landschaft zur hohen Zierde (Höhenzollern \ Achalm-,
Hohe n st auf e n)3.
Der Jura besteht aus weißem Jurakalk, der von dem
braunen Jura unterlagert ist, während der schwarze Jura wie
ein Teppich am Fuße des Zuges sich ausbreitet. Der steile, nach
Nordwesten gekehrte Abhang läßt die Schichten als schmale Streifen
erkennen. Der weiße Jura besteht vielfach aus harten Korallenriffen.
Diese haben der zerstörenden und abtragenden Einwirkung der
Atmosphärilien kräftiger widerstanden als die weicheren Schichten
der vorgelagerten schwäbisch-fränkifchen Stufe und bilden die hohen
und steilen Abhänge des Juras nach Norden. Der Jurakalk ist un-
gemein zerklüftet; daher kommt es auch, daß nicht nur die Donau,
sondern auch andere Flüsse, wie die Wörnitz und die Altmühl,
diej^ im allgemeinen geltende Wasserscheide zwischen Rhein und
Donau durchbrechen, ein Umstand, welcher aus eine der Talaus-
Waschung vorhergehende Zerklüftung hindeutet. Eine ähnliche Er-
scheinung, nur in umgekehrter Richtung, zeigen der Main und die
Pegnitz, welche den Fränkischen Jura quer durchschneiden.
Die vielfache Zerklüftung ist Ursache der Wasserarmut auf
der Hochebene; denn das Regenwasser sinkt in die Tiefe. Die Be-
wohner mußten sich vielfach mit dem gesammelten Regenwasser be-
helfen, bis in neuester Zeit diesem Übelstande dadurch abgeholsen
worden ist, daß das Quellwasser aus den Tälern ans die Höhe ge-
pumpt, in großen Behältern gesammelt und von da durch Röhren
in die Ortschaften geleitet wird. Das Wasser, das in die Tiefe sinkt,
sammelt sich im Innern und bricht am Nord- und Südfuße zuweilen
in mächtigen Quellen hervor. Darum sindet man oft nahe beiein-
ander die schärfsten Kontraste: aus der Höhe Wasserarmut, Öde,
Dürftigkeit und nahe dabei in kleinen Tälern, die bei der Enge und
Kürze oben auf dem Plateau nicht bemerkt werden, Wasserreich-
tum, grünende Talwiesen, anmutige Ortschaften mit Obsthainen und
Gärten. Die lieblichsten und bekanntesten solcher Tallandschaften
sind die zwischen Erlangen und Bayreuth gelegenen, welche schon
1 Zollern; viell, vom kelt. tnl, toi; Berg, Feste; starke Burg (Coordes). - Wasseralm; vgl.
die Deutung Uhlands in Graf Eberhard, der Rauschebart. 3 Stauf — Erhebung.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
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dieselben, wie der Rhein an einigen Stellen, die das Bett durch-
setzenden harten Quarzriffe nicht so leicht zerstören konnten, bildeten
sich Untiefen und gefährliche Wirbel. Das barte Quarzriff, welches
bei Bingen das Rheintal quer durchsetzt, hat der Fluß bis heute
noch nicht vernichten können; Sprengarbeiten erweiterten erst in
neuerer Zeit die von der Schiffahrt benutzte Lücke durch das Riff,
das Binger Loch. Fortgesetzt arbeiten die Wasser noch daran, das
Plateau allmählich in eine Berggruppe umzuformen, und der von
den Talfohlen aus gesehene steile und vielfach zerrissene Berghang
rechtfertigt immer mehr den Namen Schiefergebirge.
Auf den meist einförmigen Hochflächen herrscht bei der Nähe
des Meeres und den vorherrschenden regenbringenden West- und
Nordwestwinden ein rauhes, unfreundliches Klima. Die Luft ist
stets feucht, die Winter sind ungemein schneereich. Einen auffallen-
den Gegensatz hierzu bieten die Flußtäler, die zu den wärmsten Teilen
unseres Vaterlandes gehören (mittlere Wärme im Juli 18- 19°, im
Januar 0,8—1,6°; und an den sonnigen Gehängen ausgedehnten
Obst- und Weinbau zulassen. Sie haben auch von je den Verkehrs-
straßen den Weg gewiesen und bilden bei der Lieblichkeit ihrer Formen,
den zahlreichen Erinnerungen aus Geschichte und Sage ein herrliches
Kleinod im Schmucke unseres Vaterlandes.
Das Rheintal von Bingen bis Bonn. Zwischen dem Nieder-
wald und dem Rochusberge, dem durch die Nahe vom Hunsrück
abgeschnittenen Gebirgsdreieck, tritt der Rhein mit kräftiger Biegung
nach Nordwesten in sein Felsental und verengt sein Bett von der
Breite einer halben Stunde auf 300 m1. Mitten im Strom erhebt
sich aus einer kleinen Felseninsel der Mäuseturm^. Beide Abhänge
find mit Neben bepflanzt, und von der lichten Höhe des Niederwaldes
schaut stolz ins Land die Germania des Niederwalddenkmals. Darunter
erinnert die Ruine Ehrenfels an die Mordbrennereien der Franzofen
gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Zwischen Berg und Nahesluß
eingeklemmt, von Nebengeländen umsäumt, liegt das zum Groß-
Herzogtum Hessen gehörige Städtchen Bingen, als Binginm einst
eines der 50 römischen Kastelle zu Drusus' Zeiten, wahrscheinlich
zum Schutze des Kreuzungspunktes der Straßen nach Mainz, Trier
und Cöln und da erbaut, wo später die unüberwindliche Feste Klopp
stand. Gegenüber auf dein linken Naheufer das rheinpreußische
Bingerbrück. Gerade aus erblickt man vor einer Biegung des
Stromes das Schloß Rh einst ein, wo Rudolf von Habsburg über
die Raubritter Gericht hielt. Dahinter liegt, berühmt als Weinort
der vorzüglichen Lagen von Steeg, Bacharach, noch heute zum
großen Teile von den alten Mauern aus der Zeit des Mittelalters
umgeben, wegen seines Rebensaftes von alten und neueren Dichtern
1 Lehinannsches Bild: Das Rheintal und der Niederwald. 2 Von .Musen" = ausschauen,
also ein Wacht- und Zollturm.
3*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Steeg
— 109 —
Wiesen an, und stattliche Gehöfte oder Dörfer mit freundlichen Kirchen
liegen zwischen ihnen.
Westlich der Elbe ist die ausgedehnteste Geestlandschaft die
Lüneburger Heide. Allmählich steigt sie aus den flachen, moorigen
Niederungen des Allertales zu lang gestreckten Hügelrücken empor,
die „wie ungeheure Meereswogen in gleichmäßiger Folge einander
ablösen. Kümmerliche Föhrenwaldungen, hier und da von einem
Gürtel silberglänzender Birken umzogen, streiten mit der braunen
Heide, aus deren niedrigen Hörsten sich feierliche ernst die gedrungenen
Gestalten des Wacholders erheben, um die Herrschast über den dürren
Sandboden, der mit Feuersteinen untermischt ist" (Guthe). Verstreut
liegen an manchen Stellen die rohen Steinbauten aus vorgeschicht-
licher Zeit, Opfersteine und Steinkreise. Bei Lüneburg tritt das
Kalkgebirge zu Tage, und am Fuße des „Kalkberges" quillt eiue
reiche Solquelle, neben der von Halle wohl die bedeutendste Nord-
dentschlands. Freundliche Bilder bieten die nach allen Seiten sich
öffnenden Flußtäler. Zwischen Eichengehölz schimmert ein grüner
Anger, ringsum freundliche Felder und um den Kirchturm mit rotem
Dache die einfachen, weißgetünchten Häuser: das sind die Heidedörfer,
die freundlichen Oasen der stillen Heide. Neben dem Buchweizen
ist es das überall den Boden bedeckende Heidekraut, das für den
Heidebewohner von hoher Bedeutung ist. Es dient zur vollen Er-
nährung seiner Schafe, der Heidschnuckeu, die ihm ebenso unent-
behrlich sind wie dem Lappländer das Renntier, dem Grönländer
der Seehund. Und wenn im Hochsommer „die Kräuter blühn, der
Heideduft steigt in die blaue Sommerlust", dann stellt der Bienen-
Vater seinen Immen zäun mitten in die Heide und kümmert sich nicht
eher wieder um seine Bienen, bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind.
Weiter nach Westen treten die Geestrücken vereinzelt auf und
reichen oft wie schmale Halbinseln („Tange") in die rings umgebenden
Moore hinein; die ausgedehntesten sind östlich der Ems der Hümm-,
ling, zwischen Jjssel und Rhein die Velnve (in den Niederlanden)
und zwischen Maas und Schelde die Camp ine (in Belgien).
Den größten Teil des westdeutschen Tieslandes nehmen die
Moore ein, die überall da entstanden, „wo stagnierendes Wasser den
moorbildenden Pflanzen günstige Vegetationsbedingungen geboten
hat, und sie entstehen auch heute noch, wo derartige Bedingungen
ungestört obwalten^. Sie erstrecken sich vom linken Elbufer aus
dem Gebiet der Oste in das der Wümme und Hamme und über
die Weser hinaus in das Flußgebiet der Ems, wo sich die weit aus-
gedehnten holländischen Moore anschließen.
Man unterscheidet hauptsächlich zwei Moorbodenarten: 1. die
vorherrschend aus Gräsern, Moosen (nicht Torfmoosen) und Sumpf-
1 Tacke, Die nordwestdeutschen Moore, Verhandlungen des 11. Geographentages, S. 120.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
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Fangergebnis um die Hälfte lauf ea. 7 Mill. J4 im Jahre 1897).
Trotzdem bedürfen wir einer erheblichen Einfuhr, hauptfächlich aus
Schweden, Großbritannien und Dänemark.
Die Binnenfischerei beschäftigte im Jahre 1895 über 14000
Personen.
c. Die Waldkultur.
Die Waldungen bedecken den vierten Teil des deutschen Bodens.
In Europa sind nur Schweden, Rußland, Norwegen und Österreich-
Ungarn waldreicher, wahrend von Frankreich nur 1/nl von den
Niederlanden weniger als 1/i6, von Dänemark nur 1/2o, von Eng-
land 725 die Bodenfläche bedeckt. Deutschland, das vollständig in
der Waldregion der nördlichen gemäßigten Zone liegt, war in den
ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ebenso ein Waldland wie
im 16. Jahrhundert die Länder Nordamerikas östlich vom Felsen-
gebirge und würde, wenn heute die Menschen Deutschland verließen,
sich wieder vollständig mit Wald bedecken; denn das Kulturland ist
dem Waldland abgerungen. Viele Ortsnamen aus Wald, Hain,
Nöda oder mit Baumnamen zusammengesetzt deuten daraus hin, daß
da Wald war, wo heute Wiesen und Ackerfelder sich ausbreiten.
Konnte man einst in der Zurückdränguug des Waldes einen
Maßstab für den Knlturfortfchritt finden, so ist heute eine rationelle
Waldwirtschaft, gefördert durch forstwissenschastliche Studien, ein
Zeichen fortschreitender Kultur. Durch Regelung der Holzschläge,
Sorge für hinreichenden Nachwuchs, Pflege des Baumbestandes und
gesetzliche Neuaufforstungen wird zwar das ursprüngliche Waldbild
vollständig geändert, aber auch eine nutzbringende Verwertung des
Wald'bodens erzielt. Ehemals herrschte der Laubwald durchaus vor;
heute nimmt er nur 1/s des gesamten Waldbestandes ein. In ihm
überwiegt die Buche; doch sind auch Eiche, Birke, Erle und Espe
weit verbreitet. „Das einzige deutsche Gebirge, das sich seinen alten
Laubwald erhalten hat, ist der Spessart, dessen Staatsforsten fast
zu dreiviertel Eichen- und Buchenwald sind. Reich an Laubwald
ist auch noch die Hardt und der Odenwald. In Thüringen sind die
Vorberge reich an Laubholz im Gegensatz zum dunkeln „Wald", und
so trägt auch der Kyfshäuser ein dichtes Kleid von Eichen nud Buchen.
Die Eichen Westfalens, des Weserlandes, der Pleißeniederuugen, die
Buchen, die sich in Ostholstein, Mecklenburg und Preußen in der
Ostsee spiegeln, sind Reste eines uralten Bestandes"^. Von den
Nadelhölzern finden sich in dem bergigen Mittel- und Süddeutsch-
land Fichten und Tannen, in dem Tieflande ist der Charakterbaum
die Kieser; überall tritt vereinzelt, nie ganze Wälder bildend, die
Lärche aus. Die einst häufige Eibe ist bis aus einzelne zerstreute
Bäume und kleine Gruppen am Rande der Mittelgebirge verschwunden,
1 Ratzel, Deutschland, S. 190.
Wulle, Erdkunde Iii. q
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Europa Schweden Norwegen Ungarn Frankreich Deutschland Nordamerikas Deutschland Nöda Buchenwald Odenwald Westfalens Ostholstein Ostsee Deutschland
10 —
treiben die Westwinde die schweren, tiefhängenden Regenwolken über
die flachen Küstenländer an der Nord- und Ostsee bis tief nach den
Ebenen Mittelrußlands hinein; denn hier ist keine Bergmauer, die
ihren Zug hemmte; doch nimmt die Regenmenge in der Richtung
nach Südosten stetig ab. Hat Königsberg i. Pr. noch Ho cm mittlere
jährliche Regenmenge^, so beträgt sie für Riga nur noch 48 cm, für
Kursk 43 cm, sür Kasan 35 cm und für Astrachan 15 cm. Und
kommen an der Ostseeküste noch durchschnittlich vom April bis Sep-
tember auf 100 Tage 40 Regentage, so in Kiew nur 35, in den
südrussischen Steppen nur 22 und in Astrachan gar nur 20. Da
nun die Sommerhitze in gleichem Maße zunimmt, wie die Regen-
Häufigkeit abnimmt, so erklärt sich die Steppennatur im Süden und
Südosten der Ebene.
Im Norden erstreckt sich infolge der gesteigerten Winterkälte
von der Wurzel der Halbinsel Kola in immer breiter werdendem
Gürtel die Moossteppe oder Tundra. An diese schließt sich die
Wald - und Ackerbauzone an, welche sich vom Norden nach Süden
in das Waldland, das Gebiet des Ackerbaues und der In-
dustrie und das des vorherrschenden Ackerbaues gliedert. Die
nordischen Waldgebiete sind noch immer reich an Bären, Wölfen,
Füchsen, Mardern, Eichhörnchen und Hasen. Die Lindenwälder des
mittleren Teiles geben den zahlreichen wilden Bienenvölkern vorzüg-
liehe Nahrung. Im Ackerbaugebiet wird Getreide, besonders Roggen,
Flachs und Hanf in solchem Umfange geerntet, daß beträchtliche
Mengen ausgeführt werden können. Im nördlichen Abschnitte hat
sich bei der langen Dauer des harten Winters die Hausindustrie
entwickelt, die bei den reichen Steinkohlenlagern und den vorhandenen
mineralischen, pflanzlichen und tierischen Rohstoffen neuerdings immer
mehr und mehr vor dem Fabrikbetrieb zurückweicht. Die Steppen
des Südens nähren zahlreiche Pferde-, Rinder- und Schweineherden,
und dem Südosten ist die Kamelzucht eigen wie dem Norden die
Renntierzucht.
Am Südrande der Krim, am Abhänge des Jailagebirges, in
der „Garten-Krim", herrscht südeuropäischer Pflanzenwuchs.
Bevölkerung. $ib nach der Karte den Sitz der einzelnen Völkerschaften
an, welche das russische Tiefland bewohnen!
Die Einförmigkeit, welche die natürlichen Verhältnisse des
russischen Flachlandes kennzeichnet, findet sich auch in der Bevölke-
rung ausgeprägt. Trotz des Völkergemisches, welches das europäische
Rußland aufweist, sind die Russen mit 77 °/0 die herrschend en;
der Staatskirche, der griechisch-orthodoxen, gehören 85°[0 der
Bewohner an, und die kirchliche und politische Einheit ist verkörpert
in der Person des Zaren, des Selbstherrschers aller Reußen. Die
1 Dr. I. Hann in tttrchhofss „Wissen von der Erde .1" S. 145.
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ist auf allen Seiten von Randgebirgen eingeschlossen, die zwar, vom
Innern aus gesehen, weniger als solche erscheinen, wohl aber, wenn
man aus den Küstenländern zum Hochlande aussteigt. Der Nord-
rand ist das Asturisch^-kantabrische Gebirge, das im Osten mit
den niedrigen Westpyrenäen verwächst, an der Küste entlang zieht
und bei seinem Stellabfall fjordartige Buchten, Rias, bildet. Es
ist reich an Eisen, Steinkohlen, Zink und Blei.
Im östlichen Teile, im Lande der Basken, ist es von geringer Höhe;
daher finden sich hier die bequemsten Übergänge, und eine Eisenbahn fiihrt von
Jrun über San Sebastian nach Tolosa und Miranda am Ebro, Weiter-
hin erhebt es sich zu hohen Bergplateaus, den Parameras, denen die Gipfel bis
zu Höhen von 266t) m aufgesetzt sind, und verliert sich in dem wild zerrissenen
Berglande von Galieien^. Dieser nordwestliche Borsprung der ganzen Halbinsel
mit seinem Reichtum an Borgebirgen, Klippeninseln, Meeresbuchten und Hafen
stellen lockte schon früh die Schiffe der Phönizier, Karthager und Normannen an;
noch heute sind die Gallegos seetüchtige Leute, und Ferrol und Coruna gehören
zu den ausgezeichnetsten Hasenstationen Spaniens. Asturien ist ein wildes Ge-
birgsland mit öder Hochfläche, steil und tief abfallenden Bergabhängen und engen
Schluchten. In dieser Berglandschaft fanden die besiegten Völkerschaften eine letzte
Zufluchtsstätte; von hier ging die Wiederherstellung der christlichen Herrschaft in
Spanien aus. Die vorherrschenden milden und feuchten Westwinde geben dem
Lande den denkbar größten Gegensatz zu Castilien. Außer Getreidefeldern in der
Ebene um die Hauptstadt Oviedo^ Reichtum au Laubwäldern, Wiesen und
nordischen Obstarten. Auch Leon am Südfuße des Gebirges hat wegen seiner
höheren Lage noch fenchte, grüne Bergwiesen.
Die nach Süden sich anschließende Hochebene von Alt-
Castilien, im Mittel 800 m hoch, vom Duero^ durchflössen, hat
wegen ihrer allseitigen Umrandung trockne Luft, heitern Himmel,
empfindliche Winterkälte, erhöhte Sommerwärme ohne Regen, aber
starken Tau, ganz wie Persien. Bei der vorherrschenden Form der
Ebene ist darum größte Einförmigkeit, flache Heide, Steppenland
ohne Quellen und ohne Bäume das Eigentümliche von Alt-Eaftilien;
nur um Valladolid an der Pisuerga sinden sich reiche Weizen-
selder und Weingärten. Sonst sind alle Gewächse trockene, aber
aromatische Kräuter, daher treffliches Schaffutter. Die westliche Fort-
setzung des Plateaus hat im wesentlichen dieselbe Landesnatur; doch
überziehen sich größere Strecken infolge reichlicherer Bewässerung
durch die feuchte, ozeanische Atmosphäre mit grünen Wiesen; in dem
heißen Tiestale des Dnero wird Korn und Wein gebaut, und an
den steilen Wänden seines Durchbruchtales wird der edle Portwein
gezogen.
Den Abschluß der nördlichen Hochebene bildet im Süden das
Castilifche Scheidegebirge; das freilich nicht eine einfache Berg-
kette ist, sondern eine Folge vieler von Osten nach^Westen streichender
Gebirgszüge, die, meist nackt und selsig, von Süden her steil an-
steigen, gegen Norden sanft abfallen.
1 asta, ura = Fels, Wasser. 2 Galißien = Hafenland. 3 Berghof. 4 dor, dur (keltisch.
— Waffer.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Sebastian
Extrahierte Ortsnamen: Tolosa Miranda_am_Ebro Spaniens Asturien Spanien Persien Valladolid